Die Dorfgeschichte
Zusammengetragen von Rolf Lax im Jahr 2006
Wir wissen es nicht ...
Die Geschichte unserer Dorfgemeinde Grünthal ist aus den historischen Grundlagen kaum zu erschließen. Dazu war sie zu klein und außerdem zog die mächtige Reichsstadt Regensburg die Aufmerksamkeit
auf sich. Da blieb nicht viel für ein Bauerndorf. Sicher haben aber die Ereignisse, die sich in der Umgebung abspielten, ihre Auswirkungen auf die Bewohner von Grünthal gehabt.
Wie ging es den Grünthalern, als
-sie 1147, falls in Grünthal schon Höfe angelegt waren, die Fertigstellung der Steinernen Brücke erlebten?
-sie 1158 beobachteten, wie böhmische Soldaten im Auftrag Fried-
richs II. über Regensburg nach Italien zogen?
-sie 1250 davon hörten, dass der wortgewaltige Mönch Berthold in der Minoritenkirche der neuen Reichsstadt predigte?
-sie 1305 von der Grundsteinlegung des größten Kirchenbaus von Regensburg, dem Dom hörten?
-sie vor 1374 Äcker anlegten, wahrscheinlich im Auftrag des Regensburger Damenstifts St. Paul (Mittelmünster)?
-sie vor 1445 einen Weinberg am Kirchberg anlegten, der 1445 verkauft wurde?
-sie 1469 an die Herrn von Sallern, die Alberger, von den bayrischen Wittelsbacher verkauft wurden, mit Wutzelhofen und Sallern?
-sie 1487 zum Amt Sallern-Zeitlarn geschlagen wurden und somit zur Kuroberpfalz gehörten, das von Heidelberg aus regiert wurde und damit auch die Grünthaler in die Religionswirren hineingezogen
waren,
-sie 1500 auf 22 Höfe angewachsen waren?
-sie im September 1504 aufgefordert wurden, Abgaben für das Heer Maximilians I. zu leisten? Immerhin brauchte das Heer täglich 7 t Wein, 2 t Fleisch, 15 t Gerste und 20 t Hafer als
Pferdefutter.
-sie am 12. 09. 1504 im Wenzenbachtal den Heerzug Maximilian I, etwa 5200 Mann, beobachteten und dann den Schlachtenlärm vom Hafenreuther Feld herüberdröhnen hörten, Tage vorher schon aus Angst
vor den Böhmen das Vieh in die Wälder getrieben hatten?
-sie 1508 neue Nachbarn im Süden bekamen, die Keilberger?
-sie 1519 nach dem Abriss der Synagoge in Regensburg von der wundertätigen Madonna hörten und mancher davon angezogen wurde?
-sie 1554 an die Leublfinger weiterverkauft wurden?
-sie 1587 sahen, dass Irlbach an die Jesuiten kam, denen das Mittelstift mit allen Pfründen zugewiesen wurde?
-sie 1618 am Beginn des 30-jährigen Krieges die Werbemethoden um Söldner zu gewinnen am eigenen Leib erfuhren?
-sie 1619 die erheblichen Truppenkonzentrationen in und um Regensburg sahen?
-sie 1622 die erste Geldentwertung erfuhren und 1623 die verdoppelten Kriegssteuern eingezogen wurden?
-sie 1623 wieder an Bayern fielen und damit der katholische Glauben wieder auflebte?
-sie 1632 von den Plünderungen von Kürn und Bernhardswald durch die Bayerischen erfuhren?
-sie 1633 von schwedischen Plünderungen in und um Regensburg erfuhren? Die Plünderungen 1632 und 1633 fanden unter General Kratz statt, der am 29. Mai 1633 von den bayerischen zu den schwedischen
Truppen desertierte und darum 1634 in Nördlingen hingerichtet wurde.
-sie am 27. Juli 1634 beobachteten, wie die kaiserlichen Truppen unter König Ferdinand von Norden, die bayerischen Truppen unter Kurfürst Maximilian von Südosten, unterstützt durch von Süden
anrückende spanische Truppen die Schweden in Regensburg besiegten? Es standen sich 20000 Schweden und 60000 Kaiserliche gegenüber. Am 28. Juli 1634 erlaubte Ferdinand den Schweden das Verlassen
der Stadt. Sie zogen über Stadtamhof und die Nürnbergerstraße ab. Am 10. August 1634 verließen auch die kaiserlichen Truppen Regensburg als hier die Pest ausbrach.
-sie 1636 erfuhren, dass Ferdinand III. am 30. Dezember im Regensburger Dom zum Kaiser gekrönt wurde?
-sie 1641 von erneuten Schwedeneinfällen erfuhren?
-sie 1642/43 den Einmarsch des Wallensteiner Heeres über Regenstauf und Hemau erlebten?
-sie 1647 erfuhren, dass Weichs nicht mehr bewohnt war? Der Pfleger Reisner berichtete am 23. März 1647, dass die Bewohner von Weichs seit einem 3/4 Jahr im Exil lebten.
-sie 1699 auf 24 Höfe angewachsen waren, die größtenteils in kirchlichem Besitz waren?
-sie 1701 bis 1714 wieder Hauptkriegsschauplatz wurden, weil der bayerische Kurfürst Max Emanuel den spanischen Thron mit Hilfe Frankreichs erwerben wollte, während die Kurpfalz verbündet mit
Österreich und England dies zu verhindern trachtete? Im März 1703
zogen sich die Bayerischen am Galgenberg zusammen, befestigten Stadtamhof mit Palisaden Am 8. April übergab Regensburg die Steinerne Brücke und die dazugehörigen Tore.
-sie 1713 wegen der Pestepidemie (es starben 8000 Menschen in Regensburg) die Märkte der Stadt nicht mehr aufsuchen durften?
-sie 1742 und 1744 von herumvagabundierenden Husaren bedrängt wurden, die im Rahmen des Österreichischen Erbfolgekrieg (1741-1748) Regensburg belagerten?
-sie 1755 im Rahmen der Waldaufteilung ihre Wälderanteile aus der ehemaligen konradinischen Fortschenkung erhielten?
-sie 1777 bemerkten, dass Stadtamhof von Österreichern besetzt wurde? Es war der Bayerische Erfolgekrieg von 1778-1779, der, da er keine großen Kriegsfolgen mit sich brachte, als Bayerischer
Rummel bezeichnet wurde.
-sie 1792 an den Truppenbewegungen merkten, dass schon wieder Krieg war, diesmal der Napoleonische? Er sollte bis 1809 dauern.
-sie 1799 beobachteten, wie 5000 Russen durch Regensburg zogen?
-sie 1803, weil das Amt Sallern-Zeitlarn nach dem Gericht Stadtamhof eingegliedert wurde, zu Stadtamhof kamen?
-sie 1809, am 13.-17. April, beobachteten, wie in den Kämpfen zwischen den ostwärts am Regen stehenden Österreichern und den westwärts am Regen stehenden Franzosen Reinhausen und Steinweg in
Flammen auf-gingen, am 16. 04. 1809 den Abzug der französischen Truppen unter Marschall Davoust nach Stadtamhof und da über die Steinerne Brücke nach Regensburg hinein verfolgten? Die Nachhut auf
den Winzerer Höhen wurde von den nachrückenden Österreichern unter General Klenau in Richtung Protzenweiher zurückgedrängt, wo sich der fran-zösische Widerstand festigen konnte. 800 Östereicher
sollen an diesem Tag gefallen sein, am 18. zündeten die Franzosen die Regenbrücke an. Am 23. zogen die Österreichern nach verlorener Schlacht bei Eggmühl über die Steinerne Brücke und eine eigens
errichtete Brücke bei Weichs nach Stadtamhof. Der nachrückende Napoleon beschoss Regensburg von Süden her, wobei 149 Häuser abbrannten. 3000 Stadtamhofer waren ob-dachlos. Der Schaden wurde auf
900 000 Gulden geschätzt. Auf öster-reichischer Seite fielen 2 Generäle, 123 Offiziere, 8900 Mann, ca. 750 Pferde und 11 Geschütze wurden vernichtet, auf französisch-bayerischer Seite fielen 2
Generäle, 70 Offiziere und 1500 Mann, Napoleon wurde verletzt und in Pürkelgut und in Karthaus versorgt. Erzherzog Karl zog mit dem Rest seiner Armee über Böhmen nach Wien. Marshall Davoust
bezog Quartier in Kürn. Die Bevölkerung hatte Menschen und Wagen zu stellen, um den Schutt zu beseitigen. Plünderungen und Diebstähle bedrückten die Landbevölkerung.
-sie 1811, als das Landgericht Regenstauf neu gebildet wurde, mitsamt Stadtamhof und vielen anderen Nachbarn diesem zugeordnet wurden?
-sie 1818 mit 29 Häusern und 33 Familien zu einer eigenständigen Gemeinde wurden? Der Bauer Jakob Glatzl vom Hölzlhof wurde erster Bürgermeister.
-sie 1914-1918 im Ersten Weltkrieg 10 Söhne verloren haben?
-sie am 1. September 1924 weitere Gemeinden im Norden hinzugeschlagen bekamen?
-sie am 23. 04. 1945 die ersten Amerikaner auf der Straße von Irlbach heraufziehen sahen und damit das Kriegsende erlebten, einem Weltkrieg, in dem sie von 1939-1945 23 Söhne verloren
haben?
-sie am 1. Mai 1978 mit der Gemeinde Wenzenbach vereinigt wurden?
Heute wird Grünthal mehr und mehr zu einer Wohnsiedlung, der droht, ihren ländlichen Charakter zu verlieren. Heute wohnen hier 1215 Menschen.